Der Bunte

Der Bunte - Symbolfigur, Spaßmacher und Sympathieträger


 

Was für die Duderstädter die Figur des Anreischken ist, das ist für die Gieboldehäuser der „Bunte“. Während sich der Anreischke auf die historische Person des Festungsbaumeisters Andreas bezieht, sind es in Gieboldehausen die wahrscheinlich im 13. Jahrhundert wüst gefallenen umliegenden Orte, die die Grundlage zur Schaffung der Symbolfigur bilden. Die Einwohner von Lemmershausen, Marsfeld, Roitshausen, Bönnikeshausen, Totenhausen und Thiershausen gaben ihre Wohnstätten auf und zogen nach Gieboldehausen. Mit dessen Einwohnern zusammen entstand nun ein recht großes Dorf. Die Eigenständigkeit der zugezogenen Bevölkerung der Wüstungen drückte sich unter anderem auch darin aus, dass sie in der Kirche St. Laurentius eigene Altäre hatten (Marsfeld – Beatae Mariae Virginis, Totenhausen – St. Cosmas und Damian, Lemmershausen – St. Martin).

 

 

 

In ihrer Gesamtheit werden sie ein recht „buntes“ Bild ergeben haben – eben die „Bunten“ oder auch „Siebensinnigen“, eine Bezeichnung, die sich aus der Verschiedenheit der aus sieben Dörfern zusammengesetzten Bevölkerung ergibt. Die Bezeichnung „die Bunten“ oder „die Siebensinnigen“ ist als Neckname oder Spottname für die Gieboldehäuser seit Menschengedenken üblich.

Was nun die überlebensgroße Figur des Bunten angeht, so ist diese mit einem bis zu den Knien reichenden hemdartigen vielfarbigen Gewand bekleidet. Unterschiedlich große Stoffbahnen in den Farben Rot, Weiß, Blau, Grün und Gelb sind wechselweise zusammengenäht.Eine lange zweiseitige gelb-rote und bis zu den Füßen reichende Hose schaut unter dem Gewand hervor. Ein großer, die Schultern bedeckender weißer Kragen steht in reizvollem Kontrast zu den anderen Farben. Der aufgesetzte Kopf ist mit einer grünen Kappe bedeckt, ähnlich einer Jagdmütze. Ursprünglich war der Kopf von einem Duderstädter Holzschnitzer aus Holz geschnitzt, später wurde er durch eine Nach-bildung aus Kunststoff ersetzt. Die angesetzten Arme können zum Grüßen und zum Händeschütteln durch einen einfachen Mechanismus bewegt werden. Im Brustbereich befindet sich ein rundes Sichtfenster für den Träger. 

 Die Figur des Bunten wurde 1935 auf Anregung des damaligen Bürgermeisters Heinrich Nünemann geschaffen. Zimmermann Fritz Sieburg trug erstmals die Symbolfigur bei einem Heimatfest im Jahre 1935

In den Nachkriegsjahren wurde der Bunte von Gerhard Koch, besser bekannt unter dem Namen „der lange Koch“, bis zum Jahre 1980 getragen. 

Seit 1980 bis zum heutigen Tag fungiert nunmehr Karl-Heinz Ronge als Träger, der von Siegfried Michalke vertreten wird. 

Damals wie heute werden das Gestell und das Kostüm auf dem Bauhof des Fleckens aufbewahrt. Der ehemalige Bauhofleiter des Fleckens Gieboldehausen, Peter Ronge, der den Bunten nie getragen hat, hatte immer dafür zu sorgen, dass der Bunte zu öffentlichen Anlässen transportiert und getragen wurde. Durch ihn kam sein Sohn Karl-Heinz im Jahre 1980 zu diesem „Ehrenamt“. Vater und Sohn fuhren gemeinsam zu öffentlichen Veranstaltungen und repräsentierten den Flecken Gieboldehausen.

Auch wenn der aktuelle Kopf mit der grünen Mütze aus Schaumstoff besteht, wiegt das ganze Gestell des Bunten noch rund 30 Kilogramm. Um die Figur tragen zu können, bedarf es eines kräftigen, möglichst großgewachsenen Mannes mit einer guten Kondition, denn der Marsch bei langen Umzügen über mehrere Kilometer und bei oft großer Hitze ist wahrhaftig sehr anstrengend. 

 

 Die Figur des Bunten fehlt heute in keinem Umzug. Grundsätzlich geht er bei Umzügen stets vor dem Gieboldehäuser Gemeinderat, doch früher oder später variiert er seine Position und begrüßt an den Straßenrändern die Zuschauer mit ausgestreckter Hand.

 

Für Kinder ist die rund 2,5 Meter hohe Figur immer wieder eine Attraktion. Obwohl er ein „freundlicher Bunte“ ist, haben dennoch einige Kinder Angst.

Es ist zu hoffen, dass der Bunte als Symbol der Gieboldehäuser Vielfältigkeit dem Flecken noch recht lange erhalten bleibt.

 

 

Gerhard Rexhausen  +17.09.2017 Ortsheimatpfleger von 2002 -2017
 

Überarbeitet und ergänzt von Ortsheimatpfleger Alois Grobecker im Jahre 2018  - © Alois Grobecker